Radtour durch Spanien

Mit dem E-Bike durch Spanish Lapland

Die Montañas Vacías gelten als eine der am dünnsten besiedelten Regionen Europas. Nicht umsonst trägt die Bergregion im Herzen der iberischen Halbinsel den Beinamen „Spanish Lapland“. Dass es sich dabei um ein ideales Revier für Radtouren handelt, stellten Bloggerin Iris und ihre Hündin Zuri im Rahmen ihrer E-Bike-Tour durch den Osten Spaniens fest. Ein Erfahrungsbericht.

„Nach dem steilen Anstieg erreichen wir den höchsten Punkt des Tages. Bis auf 1.750 Meter sind wir mit unseren E-Bikes hinaufgeklettert, jetzt ernten wir den Lohn für die schweißtreibende Auffahrt. Vom Gipfel des Mirador de la Portera genießen wir eine grandiose Aussicht auf die umliegende Landschaft: Berge und Wald, soweit das Auge reicht. Nur am Horizont schimmert winzig klein das Dorf Orihuela del Tremedal – der Ort, von dem aus wir einige Stunden zuvor gestartet sind. Handyempfang – das haben wir auf diesen ersten Kilometern bereits gemerkt – ist in dieser Region Spaniens rar. Deshalb nutzen wir den Gipfel, um noch ein paar Nachrichten abzusetzen, bevor wir weiter ins nächste Tal fahren. Hinein in die Einsamkeit. Bereit, die am dünnsten besiedelte Region Europas zu erkunden.“

Es ist der erste Tag ihrer Tour durch die Montañas Vacías. Und schon jetzt verlangen die „Leeren Berge“, wie der Namen der spanischen Region ins Deutsche übersetzt heißt, Iris und ihren Mitstreitern einiges ab. Iris ist Bloggerin und zugleich begeisterte Radreisende. Seit 2019 unternimmt sie regelmäßig größere Radtouren und ist unter anderem durch Europa und Schottland gefahren.

Das Besondere: Iris ist bei ihren Fahrrad-Abenteuern nicht allein unterwegs. Begleitet wird sie von ihrer Hündin Zuri, einem Australian Shepherd. „Da sie vier Jahre lang geduldig neben mir am Schreibtisch saß, während ich meine Doktorarbeit schrieb, bin ich mit ihr als Dankeschön 2019 fünf Monate mit dem Fahrrad durch Europa getourt. Weil uns beiden diese Reise so viel Freude bereitet hat, sind wir 2020 auf eine weitere Reise nach Schottland aufgebrochen. Es war mit Sicherheit nicht die letzte“, sagt sie und verweist damit bereits auf ihre Radtour durch die Montañas Vacías in diesem Sommer.

Mit dem E-Bike durch das spanische Lapland

Die Montañas Vacías gelten als Paradies für Radtouristen. Sie gehören zur Region Serranía Celtibérica, einem Gebiet im Osten Spaniens, in dem die Zivilisation noch kaum Spuren hinterlassen hat. Die Fläche der Serranía Celtibérica ist in etwa doppelt so groß wie Belgien, ihre Bevölkerungsdichte gleicht mit 6,99 Einwohnern pro Quadratkilometer jedoch eher den schottischen Highlands (9,1 Einwohner pro Quadratkilometer) oder dem skandinavischen Lappland (7,0 Einwohner pro Quadratkilometer). Wie „leer“ die „leeren Berge“ wirklich sind, zeigen die Gegenden Sierra de Albarracín in Teruel, Serranía de Cuenca und Alto Tajo in Guadalajara: Hier ist die Bevölkerungsdichte vergleichbar mit der Mongolei und der Sahara.

Unterwegs ist sie auf ihrer E-Bike-Tour nicht nur gemeinsam mit Hündin Zuri, sondern mit einer Reisegruppe bestehend aus fünf weiteren Radabenteurern. In sechs Tagen will die Gruppe rund 300 Kilometer durch die abgelegene Berglandschaft radeln. In Sachen Bike sitzt Iris dabei auf einem Kalkhoff Entice 5 Advance+, inklusive starkem Bosch-Antrieb, Touren-Reichweite und breiter Reifen – perfekt für bergige Radtouren wie diese. Das merkt die Bloggerin spätestens am ersten langen Anstieg, hinauf auf den Mirador de la Portera: Auch an den steilsten Passagen kann sie problemlos ihren Rhythmus treten, die Reifen bieten im Schotter genügend Grip und mit zwölf Gängen hat sie genügend Reserve, um nicht zu viel Kraft zu verlieren. Ebenfalls eine gute Unterstützung bei der Kletterei: Zuri. Die Hündin läuft voraus, um jeweils die nächste Kurve zu erkunden. „Als Australian Shepherd hat sie immer das Bedürfnis, das Rudel anzuführen“, schmunzelt Iris.

Radtour mitten durchs Nirgendwo

Das einzige Dorf, das sie an diesem ersten Tag noch passieren, ist das kleine Griegos mit gerade einmal 143 Einwohnern. Dort füllen sie ihre Wasserflaschen noch einmal auf, ehe sie weiter ins Hinterland vorstoßen: vorbei an freilaufenden Pferden und Kühen bis zur Quelle des Flusses El Tajo, dem längsten Fluss der iberischen Halbinsel. „Obwohl wir mit knapp 49 Kilometern kilometertechnisch für meine Verhältnisse gar nicht weit gefahren sind, freue ich mich, als wir eine gute Stelle im Wald finden, um unser Nachtlager aufzuschlagen. Die vielen nicht asphaltierten Wege und das viele Bergauf haben ordentlich Kraft gekostet“, erzählt sie.

Auch am zweiten Tag ist von der Zivilisation kaum etwas zu spüren. Selbst auf Hauptstraßen treffen sie kaum auf Autos. Stattdessen finden sie sich mitten in der Einsamkeit wieder, begleitet nur von der sengenden Mittagssonne über ihnen – und das wohlgemerkt mitten in Spanien. Wie einsam die Montañas Vacías sein können, zeigt das kleine Örtchen Chequilla. Nur noch 17 Menschen leben hier: „Hier sieht man die ganze Tragweite der Entvölkerung dieser Gegend, denn der Ort hatte 1940 noch 202 Einwohner“, erzählt Iris. Die Gründe sind zu geringe Investitionen in die lokale Infrastruktur und Wirtschaft, insbesondere die Jugend verlässt deshalb zunehmend die Gegend. „Demothanasia“ nennen sie diese Entwicklung in Spanien, zu Deutsch: regionale Abwanderung.

Spanish Lapland – ein Geheimtipp für Radreisende

Dass die einsame Gegend unter dem Namen „Spanish Lapland“ inzwischen immer mehr Radtouristen anzieht, ist daher eine positive Entwicklung – und eine Entwicklung, die sowohl den Radfahrern als auch der lokalen Bevölkerung zugutekommt. Ersteren wegen der einsamen Strecken, die es so in Europa kaum noch gibt. Zweiteren wegen der dadurch generierten Einnahmen. Im Dorf Peralejos de las Truchas kommen Iris und ihre Begleiter am Ende der zweiten Etappe auf einem Campingplatz unter. Der Besitzer öffnet den Platz extra nur für sie. „Nach zwei Tagen Hitze und viel Staub sind wir alle froh, mal wieder eine Dusche zu haben“, lacht die Bloggerin.

Es folgt der wohl schönste Abschnitt der gesamten Tour, wie Iris sagt: „Wir fahren den gesamten Tag am Fluss Tajo entlang. Wegen der großen Felsformationen um uns herum fühlt es sich oft so an, als ob wir durch einen Canyon radeln würden.“ Es sind diese Naturerlebnisse, die Radreisen so spannend machen. Gleichzeitig sind es aber auch spontane Begebenheiten: Unterwegs trifft die Gruppe einen anderen Radfahrer, der ihnen von einer kleinen Abkürzung erzählt.

Nach einer kurzen Beratschlagung wagen sie sich auf den neuen, geheimnisvollen Weg. Dieser wird immer schmaler, auf einmal stehen sie vor einer Hängebrücke – gerade einmal so breit wie die Anhänger, die sie hinter ihren Rädern herziehen. Der Blick über das kristallklare türkise Wasser des El-Tajo-Flusses entschädigt jedoch mehr als genug. „Man kann von dort bis auf den Grund blicken und die Fische dort schwimmen sehen. Wir machen sogar einen kleinen Badestopp“, erzählt Iris, die sich aufgrund solcher Erlebnisse „oft wie in einer anderen Welt“ fühlt.

Bikepacking mit Camping im Wald

Es ist bei weitem nicht das letzte Highlight auf der Radtour durch Spanien. Am vierten Tag besuchen sie etwa die Höhle „Sima de Alcoron“. Diese ist 62 Meter tief und hat einen künstlichen Damm, den die Bewohner der Gegend früher nutzten, um Wasser zu gewinnen. „Eine lange Treppe führt ins Innere dieser Höhle und die Temperaturen sinken dort rasant ab, sodass wir es alle nicht sehr lange dort aushalten“, berichtet Iris. Am Abend schlafen sie wiederum mitten im Wald, umringt vom Duft des hier überall wachsenden wilden Thymians. Und am nächsten Tag treffen sie erstmals auf den Fluss Cuervo, dessen Quelle das Ziel der Reise darstellt. Das Wasser ist erneut strahlend türkis und bietet den Tourenradfahrern Erfrischung, ehe ein weiterer langer Anstieg auf dem Programm steht. Die Wege sind voller Geröll, was das Fahren oft anspruchsvoll macht. Bis auf 1.700 Meter geht es hinauf, wobei Iris und Zuri dank E-Bike-Antrieb die Schwierigkeiten problemlos meistern. Geschlafen wird in einem „Refugio“, einer Schutzhütte, von denen es in der Gegend viele gibt. Ein perfektes Revier für Radreisen eben.

Wir sind in eine Welt eingetaucht, die ganz anders ist als das, was man von Spanien kennt und erwartet. So einsam, rau und wild. Diese Strecke verlangt einem einiges ab, aber man wird tagtäglich belohnt mit grandiosen Aussichten und unberührter Natur, in der der Mensch nur eine Randerscheinung ist.

Nach fast einer Woche Einsamkeit erreicht die Gruppe um Iris und Zuri am letzten Tag wieder die Zivilisation. „Wir machen unseren ersten echten Zwischenstopp in einem Café in Tragacete, einem Dorf mit 356 Einwohnern. Nach einer Woche Einsamkeit schmecken das kalte Bier und das belegte Sandwich besonders gut. Frisch gestärkt geht es für uns alle den letzten langen Berg hoch bis zur Quelle des Flusses Cuervo. Ein wunderschöner, märchenhafter Ort voll mit kleinen Wasserfällen“, berichtet Iris. Sie und ihre Begleiter fallen sich glücklich und geschafft in die Arme. Dankbar dieses Abenteuer zusammen erlebt zu haben. Die Radtour durch das spanische Lappland – für Iris ist sie ein einzigartiges Erlebnis gewesen.

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