„Die Welt aus einem anderen Blickwinkel erleben“

Ein Interview mit Florian Junk

Es gibt viele Gründe, sich zum Radfahren zu motivieren. Theoretisch. Doch wir wollen es auch ganz praktisch wissen und haben deshalb Florian Junk gefragt, was ihn auf seinen Touren antreibt. Hauptberuflich arbeitet der 37-Jährige als Unternehmensberater, nebenbei ist er Fahrrad-Nerd. Zu finden ist er meistens irgendwo zwischen München und Italien auf einem seiner drei Fahrräder. Auch unser Entice 5.B Advance+ hat er auf dem Weg von München zum Schloss Neuschwanstein getestet. Im Interview erzählt er uns, wie er mit anstrengenden Etappen umgeht und was ein italienischer Cocktail damit zu tun hat.

Florian, du bist europaweit mit dem Fahrrad unterwegs. Was treibt dich dabei an?

Per se gibt es zunächst viele Menschen, welche einen größeren Radius oder eine höhere Frequenz an Erlebnissen umsetzen können als ich. Mit jedem meiner (Mikro-)Abenteuer hoffe ich, anderen einfach Motivation und Inspiration zum Aufbrechen geben zu können.

Was ist deine größte Leidenschaft?

Meine größte Leidenschaft liegt wahrscheinlich im Gewinnen neuer Eindrücke. Beim Sport – und hierbei speziell – beim Radfahren erlebt man die Welt einfach aus einem anderen Blickwinkel – und dank Zweirad kann der eigene Radius relativ einfach erweitert werden.

Was ist für dich die ideale Fahrradtour, um Stress abzubauen

Persönlich gewinne ich dem sogenannten ‚Gravel‘-Segment immer mehr ab. Nachdem ich dieses Jahr hier einige Events bestreiten durfte, würde ich sagen: ab 150 Kilometer, ab acht Stunden Fahrzeit, schwierig und wechselhaft mit Bergen und Seen, zum Beispiel Events wie das Octopus Gravel in Andermatt, die Jeroboam Gravel Challenge oder das Nova Eroica All Road Cycling Event.

Wie gehst du auf einer Tour mit anstrengenden Etappen um? Was motiviert dich?

Auch wenn jeder ‚anstrengend‘ sicherlich anders definiert, sollten wir unter dem Strich ein Gleichgewicht sicherstellen. Um im Einklang mit Körper und Geist zu sein, muss man beide entsprechend mit Nährstoffen versorgen. Wenn wir zu wenig essen, droht der Hungerast, und auch mental kann man sich relativ zügig ‚leerfahren‘.

Ich versuche, stets positiv gestimmt zu sein. Auf dem Oberrohr meiner Räder klebt jeweils ein Sticker mit den Worten ‚Negroni, lattato e amore‘. Man sollte leiden und dies auch lieben, dabei aber auch gerne mal Fünfe gerade sein lassen. Eine passende Textzeile von Dendemann – respektive damals noch Eins, Zwo – lautet: ‚Es geht mir gut, ich mein‘, es könnte weiß Gott schlimmer sein.

Tipp von der Kalkhoff Redaktion: Florian setzt sich gern Challenges, über die er auf seinem YouTube-Kanal unter dem Hashtag #littleadventures berichtet. Hier hat er das Kalkhoff Entice 5.B Advance+ auf 100 Kilometern Strecke und 1.000 Höhenmetern für uns getestet. Florians Fazit: „Entspanntes Reisen.“

Hattest du mal ein Erlebnis, nach dem du keine Lust mehr hattest, deine Tour fortzusetzen?

Auf einem kurzen Bikepacking-Trip von Bologna via Rimini Richtung Prato hatte ich mich am zweiten Tag schnell und mehrmals ‚leergefahren‘. Im Apennin hinter Rimini gab es stundenlang keine Verpflegung, ich hatte mich diverse Male verfahren und der Tag neigte sich bereits dem Ende.

Knapp 40 Kilometer vor dem eigentlichen Etappenziel hatte ich den Campingplatz-Besitzer angerufen, um zu fragen, ob es einen Kiosk in der Nähe gibt und wie lange dieser noch geöffnet hat. Der ernüchternden Antwort folgte ein Husarenritt. Ich kam zwei Minuten vor Ladenschluss völlig k. o. im Kiosk an, wurde von den anwesenden Gästen als einziger Tourist mitten in der Nacht euphorisch empfangen und bekam den einen oder anderen Snack geschenkt.“

Gewinnst du durch das Radfahren auch Motivation und Antrieb für andere Lebensbereiche?

Seit ein paar Jahren sammle ich unter anderem mit meinem kleinen Merchandise-Shop und Affiliate Links Spenden für die Movember Foundation e.V. – eine Stiftung, welche sich den Themen männliche, mentale Gesundheit und Krebsbekämpfung verschrieben hat. Es ist zwar oft nur eine kleine Summe, aber auch ein Tropfen bringt das Fass irgendwann zum Überlaufen.

Durch – für mich – längere Ausfahrten gerät man oft unweigerlich in den Kampf mit dem inneren Schweinehund. Eine stetig wachsende Resilienz aus eben diesen Kämpfen hilft mir auch im Alltag ungemein weiter.“

Tipp: Dich interessiert, was Florian sonst noch macht? Hier findest du seinen YouTube-Kanal und Instagram-Account.

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