Auf dem Jakobsweg mit dem E-Bike
den Camino del Norte mit dem Rad entdeckenDer Camino del Norte gilt aufgrund seiner beeindruckenden Küstenkulisse als landschaftlicher Geheimtipp unter den Jakobswegen. Doch der Pilgerweg ist bei weitem nicht nur etwas für Wanderer. Kalkhoff Bloggerin Iris hat die mehr als 800 Kilometer lange Strecke unter die Räder ihres E-Bikes genommen und beeindruckende Erfahrungen gesammelt.
Gegen Ende des Tages wird es spektakulär. Nach einer Kurve führt die Strecke direkt am Meer entlang und vor uns öffnet sich der Ausblick über eine gigantische Steilküste. Die Nachmittagssonne spiegelt sich im Meer und sorgt für eine verträumte Stimmung. Die aufpeitschende Gischt des Wassers und der dadurch entstehende Nebel untermalen die Kulisse zusätzlich.
Doch damit nicht genug: Der Strand unterhalb der Steilküste ist komplett leer, kilometerweit ist keine Menschenseele zu sehen. Noch müssen wir einige Kilometer bis zu unserem Tagesziel in Santander fahren und trotzdem halten wir immer wieder an – so beeindruckend ist das Naturspektakel. Es ist das große Finale der ersten Etappe auf dem Jakobsweg mit dem E-Bike. Ein Auftakt, der für Iris nicht verheißungsvoller sein könnte.
850 km und ein absoluter Geheimtipp
Nachdem sie zuvor schon die Region Spanish Lapland und die Montañas Vacías mit dem E-Bike befahren hatte, ist der Camino del Norte die zweite große Tour in Spanien für Bloggerin Iris und ihre Hündin Zuri. Der Küstenweg, wie der Camino del Norte auch genannt wird, gilt als absoluter Geheimtipp unter den Jakobswegen: Über 850 Kilometer führt er von Irun an der Grenze zu Frankreich nach Santiago de Compostela. Dabei läuft der Weg immer wieder direkt am Meer entlang – spektakuläre Küstenabschnitte inklusive. Und da die spanische Nordküste unter Touristen nicht so beliebt ist, sind viele Strände absolut einsam – die perfekten Voraussetzungen für ein Abenteuer mit dem E-Bike. Unterwegs ist die begeisterte Touren-Radfahrerin auf einem Kalkhoff Entice 5.B Advance+ mit Bosch-Antrieb, großer Reichweite und breiten Reifen – perfekt für bergige Radtouren wie diese. Zuri läuft dabei entweder neben dem Rad her oder sitzt im Anhänger, den Iris hinter sich herzieht.
Start des E-Bike Abenteuers in Laredo
Los geht es für das Zweiergespann in dem kleinen Städtchen Laredo. Und schon zum Auftakt stellt Iris fest, dass der Jakobsweg mit dem E-Bike nicht nur eine sportliche Herausforderung ist, sondern auch ein fantastisches Abenteuer.
Als sie nämlich am Ende der ersten Etappe die letzte Fähre nach Santander um wenige Minuten verpasst, strandet sie in einem kleinen Vorort, in dem es vieles gibt – nur keine Unterkünfte. In einem kleinen Restaurant wird ihr allerdings schnell geholfen: Der Kellner schenkt Zuri ein Stück Fleisch und zeigt Iris auf der Karte einen ruhigen Strandabschnitt, wo sie sicher die Nacht verbringen kann. Nachdem sie zuvor bereits die Steilküste von oben bewundert hat, schlägt sie nun genau dort ihr Nachtlager unter dem spanischen Sternenhimmel auf – besser kann eine Radtour nicht beginnen.
Durch das schöne Städtchen Santillana del Mar
Auch am zweiten Tag sind es die zufälligen Begegnungen, die Iris und Zuri entzücken. Nachdem sie sich in der Kathedrale von Santander ihren Pilgerausweis für den Jakobsweg gekauft hat, ist das Highlight des Tages das kleine Städtchen Santillana del Mar. Mit seiner autofreien, mittelalterlichen Altstadt mit verwinkelten Gässchen und gelben Sandsteingebäuden wurde dieses 2013 zu einem der schönsten Dörfer Spaniens gekürt.
Außerhalb der Stadt ist es jedoch nicht ganz so einladend – zumindest aus fahrerischer Sicht. Denn dort wartet ein steiler Berg, inklusive einer langen Treppe. Zum Glück trifft Iris Pat, eine britische Pilgerin, die tatkräftig mit anpackt. Nur gemeinsam schafften sie, Rad und Anhänger die Stufen hinunter zu tragen.
Es sollte nicht die letzte Begegnung, der beiden sein: Während Iris im Tagesziel in Cobreces in einem kleinen Supermarkt hinter einem Kühlschrank ihren E-Bike-Akku auflädt, kommt plötzlich Pat vorbei: Gemeinsam schlagen sie ihr Lager erneut am Strand auf – spätestens jetzt ist Iris vollends auf ihrer Fahrrad-Pilgerfahrt angekommen..
Zwischen Steilküsten und Urwäldern
Doch es sind nicht nur die Begegnungen, die Iris beeindrucken, sondern vor allem auch die Natur. Im Laufe der dritten Etappe spürt sie immer mehr, wie einsam und ursprünglich der nördliche Jakobsweg noch ist: Gerade einmal eine Handvoll Wanderer hat sie bis dato getroffen – und das, obwohl sie auf dem Rad deutlich schneller vorankommt als die Laufenden.
Kurz hinter San Vicente de la Barquera erreicht sie die Region Asturien – eine der schönsten Regionen der Reise. Anstatt auf Landstraßen führt der Weg jetzt öfters über kleine Feldwege, die immer wieder Blicke auf die Steilküste ermöglichen. Das spektakuläre Highlight des Tages ist der Aussichtspunkt „Monte La Tuerba“: Von dem Berg kann man drei wilde Strände und viel Urwald auf einmal sehen. Letzteres ist in der Tat einzigartig, denn im Norden von Spanien regnet es so oft, dass es hier viele satte, grüne Wälder gibt. Ähnlich spektakulär: die Bucht von Torimbia am vierten Tag.
Um an den Strand zu gelangen, müssen Iris und Zuri einen steilen Berg überqueren, aber der Ausblick entschädigt für alle Strapazen: Wo sonst in Europa kann man türkisfarbenes Wasser, einen weißen und menschenleeren Sandstrand sowie zeitgleich schneebedeckte Berge im Hintergrund sehen?
Den Jakobsweg mit dem Fahrrad zu befahren, ist allerdings nicht nur romantisch, sondern oftmals auch herausfordernd. Denn nicht immer sind alle Wege fahrradtauglich. Im Laufe der vierten Etappe verwandelt sich die Route in einen Trampelpfad, der sich zwischen Meer und ganz viel Grün den Berg hinauf schlängelt. Der Weg wird immer steiler und es ragen immer mehr Felsen aus dem Boden hinaus, die das Fahren teilweise fast unmöglich machen.
Das schwierigste Hindernis ist jedoch menschengemacht: Denn mitten auf dem Weg stellt sich dem Gespann auf einmal ein großes Eisentor entgegen, dessen Breite schmaler als der Fahrradlenker ist. Für einen kurzen Moment ist Iris verzweifelt. Denn den ganzen Weg zurückfahren – das will sie nicht. Die Lösung ist ein weiterer Beleg dafür, dass auf Radtouren Spontanität gefragt ist:
Kurzerhand baut Iris das komplette Eisentor auseinander und wieder zusammen, um so weiterzukommen. Es sind Erlebnisse wie diese, die eine E-Bike-Tour auf dem Jakobsweg zum Abenteuer machen und die Iris motivieren, weiterzufahren.
Der Küstenweg und seine Schwierigkeiten
Dass sie so schnell nichts aus der Ruhe bringt, zeigt sich auch im weiteren Verlauf der Tour: Eine mehrtägige Regenfront kann Iris genauso wenig stoppen wie mehrere Reifenpannen. Und als sie am neunten Tag nur noch 100 Kilometer von Santiago de Compostela entfernt ist, ist die Tour fast geschafft.
Die letzte große Herausforderung ist zu diesem Zeitpunkt das Terrain: Keine Etappe ist so bergig wie jener neunte Tag, fast 2.000 Höhenmeter müssen Iris und Zuri auf gerade einmal 60 Kilometern bewältigen – ein ständiges Auf und Ab. Auch wenn sie der Antrieb ihres Kalkhoff E-Bikes zuverlässig unterstützt – als sie spätabends einen Schlafplatz sucht, ist sie vollkommen erschöpft. Und zu allem Überfluss entpuppt sich ein Weg hinauf auf die Böschung als zu steil für Mensch, Hund und Maschine.
Auf halber Strecke muss sie deshalb wieder zurückfahren, um anschließend Anhänger, Gepäck und Fahrrad separat den Berg hinaufzuziehen. Und als das Zelt endlich steht, bricht zu allem Überfluss noch ein heftiges Gewitter über ihnen ein. Es kommt nicht von ungefähr, dass Iris und Zuri in Sekundenschnelle einschlafen.
Das große Finale mit viel Sonnenschein
Als sie am nächsten Morgen nach dem Sonnenaufgang aus dem Zelt krabbeln, sind die Strapazen vom Vortag allerdings direkt wieder vergessen. Die Sonne strahlt idyllisch zwischen den Bäumen hindurch und die Aussicht über die Landschaft ist gigantisch. Die ersten Kilometer verlaufen ähnlich malerisch: Abseits asphaltierter Wege geht es durch Wälder und viel Natur, ein Abschnitt führt über ein Plateau mit großen, flachen Felsen, was fast außerirdisch wirkt. Es ist das große Finale der E-Bike-Tour auf dem Jakobsweg. 45 Kilometer vor Santiago de Compostela, in dem kleinen Örtchen Arzua, treffen die beiden Jakobswege (der Camino de Francis und der Camino del Norte) zusammen, was mit einem kompletten Umschwung der Stimmung einhergeht: Die unberührte Natur, die Abgeschiedenheit, die Ruhe und Idylle sind schlagartig vorbei, stattdessen wird es touristisch. Alle zwei bis drei Kilometer gibt es ein Restaurant oder eine Herberge, dazu passieren Iris und Zuri viele Touristenshops. Auch ein interessantes Erlebnis: Als sie an einem Restaurant vorbeifahren, springen die Menschen spontan auf und klatschen – als hätten sie auf die beiden gewartet, um sie auf der Zielgerade der Reise zu begrüßen und für die letzten Kilometer zu motivieren.
Mitten im Pilgerstrom zur Urkunde
Als Iris am letzten Morgen aufwacht, sind es nur noch 20 Kilometer bis Santiago. Erneut ist sie völlig perplex von den Menschenmassen, an denen sie sich vorbeiquetschen muss. Es ist, als ob man versuchen würde, an einem Samstag mit dem Fahrrad durch eine Ikea-Filiale zu fahren – fast unmöglich.
Die letzte Herausforderung ist dann eine 200 Meter lange Steintreppe hinunter zur Kirche. Anfangs läuft alles gut, aber irgendwann gerät das Fahrrad ins Schlingern und fällt mitsamt Anhänger auf Iris. Es dauert etwas, bis sie sich befreien und die letzten Meter bis zum Pilgerbüro gehen kann. Dort bekommt sie jedoch den Lohn für alle Mühen: ihre Jakobsweg-Urkunde. Sie ist glücklich und stolz zugleich, dass sie die mehr als 800 Kilometer lange Reise so gut geschafft hat – von dem Malheur auf der Steintreppe einmal abgesehen.
Iris' Fazit fällt dementsprechend positiv aus: „Der Camino del Norte ist für Fahrradfahrer definitiv ein Abenteuertrip, der einen aber auch immer wieder überrascht und belohnt, wenn man dranbleibt. „Der unerwartet grüne Norden Spaniens mit seinen spektakulären Steilküsten, idyllischen Wäldern wiegt alle Strapazen auf“, sagt sie zum Abschluss und fügt mit einem Schmunzeln an: „In diesem Sinne: Buen Camino!“
Jakobsweg per E-Bike: 5 Tipps für deine Tour
Plane deine Route mit möglichen Übernachtungsorten am besten vorab. Dazu eignen sich bekannte Routenplanungs-Tools wie beispielsweise Komoot.
Bloggerin Iris hat nur eine Nacht in einer Herberge geschlafen, ansonsten hat sie immer ihr Zelt aufgestellt. Überlege dir also vorab, wie du nächtigen willst und welches Gepäck du dafür benötigst.
Ebenfalls sehr hilfreich ist die App „Buen Camino“. Diese beschreibt die einzelnen Etappen, listet Herbergen auf (auch solche, die Hunde erlauben) und schlägt teilweise auch Routenalternativen vor, wenn man mit dem Fahrrad unterwegs ist.
Bestelle dir deinen Pilgerausweis am besten vorab. Bloggerin Iris konnte ihn zwar auch in Santander vor Ort besorgen, die Vorbestellung ist allerdings stressfreier.
Stempel gibt es nicht nur in den Kirchen, sondern auch in den Touristeninformationen. Letztere sind oftmals der bessere Ort zum Abholen des Touren-Nachweises, da sie länger geöffnet sind.
Jakobsweg per E-Bike – Die Route
Insgesamt haben Iris und Zuri mehr als 800 Kilometer unter die Räder genommen. Von Laredo nahe der spanisch-französischen Grenze fuhren sie nach Santander und weiter nach Gijón und Oviedo bis nach Santiago de Compostela. Das sind die Etappen, die die beiden gemeistert haben, die vollständige Route kannst du zudem auf dem Tourenportal Komoot nachverfolgen.
Etappe: Laredo – Santander (40,7 Kilometer / 440 Höhenmeter)
Etappe: Santander – Cobreces (57,0 Kilometer / 860 Höhenmeter)
Etappe: Cobreces – Mestas (80,7 Kilometer / 1.190 Höhenmeter)
Etappe: Posada de Llanes – Prado (35,1 Kilometer / 480 Höhenmeter)
Etappe: Prado – Penes (84,9 Kilometer / 1.370 Höhenmeter)
Etappe: Penes – Soutu Llouina (61,7 Kilometer / 860 Höhenmeter)
Etappe: Soutu Llouina – La Caridad (78,6 Kilometer / 1.240 Höhenmeter)
Etappe: La Caridad – Mondonedo (59,4 Kilometer / 950 Höhenmeter)
Etappe: Mondonedo – Parga (62,9 Kilometer / 1.150 Höhenmeter)
Etappe: Parga – O Pino (77,0 Kilometer / 1.130 Höhenmeter)
Etappe: O Pino – Santiago de Compostela (20,7 Kilometer / 340 Höhenmeter)
Über Iris Joschko
Schon vor einiger Zeit setzte sich Iris Joschko das Ziel, die ganze Welt zu erkunden. Doch das Reisen war für sie in Bezug auf Nachhaltigkeit immer ihre Achillesferse. Sie möchte die Welt erleben, sie dabei jedoch weder belasten noch zerstören.
Das Reisen mit dem Fahrrad ist daher aus nachhaltiger Sicht für Iris die optimale Lösung.
Beim Reisen mit dem Fahrrad habe ich zudem die perfekte Geschwindigkeit, um die Welt um mich herum wirklich wahrzunehmen“
sagt sie. Immer mit dabei auf den Touren: Australian-Shepherd-Hündin Zuri. Stand heute sind Iris und ihre Hündin Zuri zusammen 11.000 Kilometer durch 16 Länder gereist.
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