Die CO2-Bilanz des E-Bikes
Wie umweltfreundlich sind Pedelecs wirklich?Das E-Bike hat als Fortbewegungsmittel ganz schön was zu bieten. Schneller und stressfreier als ein Fahrrad, sportlicher und klimaschonender als ein Auto vereint es sozusagen das Beste aus beiden Welten. So zumindest der Plan. Aber lässt sich das auch belegen?
Wir nehmen die CO2-Bilanz des Elektrofahrrads einmal genauer unter die Lupe und klären, wie umweltfreundlich Pedelecs wirklich sind. Nicht nur in der Nutzung, sondern vor allem mit Blick auf die bekannteste Schwachstelle – die Produktion des E-Bikes. Hier findest du auch einen direkten Vergleich der Umweltbilanz von Fahrrad, Auto und anderen Konkurrenten.
Warum E-Bikes nicht emissionsfrei sind
Wenn du dich schon mal mit dem Thema E-Bike auseinandergesetzt hast, sind dir die Vorteile sicherlich vertraut. Du kommst in Bewegung, ohne dabei zu sehr zu schwitzen, und kannst Strecken zurücklegen, für die du sonst vielleicht zum Auto greifen würdest. Damit machen E-Bikes das Fahrradfahren alltagstauglicher und ein Stück weit entspannter. Größere Distanzen, steilere Berge und anstrengendere Strecken sind nicht mehr nur Profi-Bikern vorbehalten, sondern auch für Freizeitradler machbar.
Immer wieder wird das E-Bike deshalb auch als die klimafreundliche Alternative zum Auto gehandelt. Anders als häufig angenommen, ist klimafreundlich in diesem Zusammenhang aber nicht mit emissionsfrei gleichzusetzen. Denn genau das sind E-Bikes eben nicht. Warum? Das lässt sich anhand von zwei Aspekten erklären:
Der Akku des E-Bikes braucht Strom, um das Pedelec antreiben zu können. Die Erzeugung dieses Stroms verursacht wiederum Emissionen. Nur wer beim Laden auf 100 % grünen Strom setzt, lädt sein E-Bike quasi emissionsfrei.
Bei der Herstellung eines Pedelecs wird ebenfalls CO2 ausgestoßen – und zwar deutlich mehr als bei der Produktion eines herkömmlichen Rads. Woran das liegt und wie sich das Ganze in Zahlen ausdrücken lässt, sehen wir uns später gemeinsam an.
Zahlen und Fakten: Elektroräder und ihre Umweltbilanz
Im Durchschnitt stößt ein E-Bike pro gefahrenen Kilometer 7,8 Gramm CO2 aus. Das ergibt eine Studie der Vrije Universität in Brüssel aus dem Jahr 2020. Damit hat neben dem Weg zu Fuß lediglich das Fahrrad eine bessere Umweltbilanz als das Pedelec. Alle anderen Fortbewegungsmittel sind ihm in puncto Emissionen unterlegen. Das gilt sowohl für den PKW als auch für Roller sowie öffentliche Verkehrsmittel und lässt sich anhand von Zahlen des Umweltbundesamts belegen.
Fortbewegungsmittel | CO2-Ausstoß pro Personenkilometer |
---|---|
E-Bike | ca. 8 g |
PKW (Elektro, Diesel u. Verbrenner) | ca. 120-170 g |
Motorroller | ca. 100 g |
Elektroroller | ca. 30 g |
Zug (Nahverkehr) | ca. 85 g |
S-Bahn u. U-Bahn | ca. 75 g |
Linienbus (Nahverkehr) | ca. 111 g |
Gerade im Vergleich überzeugt das Pedelec also mit einer Klimawirkung, die sich durchaus sehen lassen kann. Dennoch verursacht ein E-Bike im Laufe seines Lebens eine Menge Treibhausgasemissionen, insbesondere im Vergleich zum Rad ohne Elektroantrieb. Der größte Anteil entfällt dabei auf die Herstellung des Bikes und seine technischen Komponenten.
Umweltbelastung bei der Herstellung eines E-Bikes
Alles in allem macht die Produktion bis zu 80 Prozent der gesamten Emissionen deines Elektrofahrrads aus. Bis zu 350 Kilogramm CO2 werden in diesem Schritt ausgestoßen, das sind laut einer Studie des Instituts für Energie- und Umweltforschung (IFEU) etwa 35 Prozent mehr als bei einem herkömmlichen Fahrrad. Schuld daran ist in erster Linie der Akku.
In E-Bikes werden – wie auch in Handys und zahlreichen anderen technischen Geräten –klassischerweise Lithium-Ionen-Batterien verbaut. Diese beinhalten verschiedene Rohstoffe wie Lithium und Kobalt. Während die Herstellung der Zellen und der Akkus wenig problematisch für die Umwelt ist, schlägt der Abbau der nötigen Rohstoffe stärker ins Gewicht. Die Gewinnung von Kobalt ist nicht nur aufwendig, sondern geht auch mit schlechten Arbeitsbedingungen, Trinkwasserverschmutzung und einem langen Transportweg einher, der die Ökobilanz abermals drückt. Deshalb beträgt der Kobaltanteil in modernen E-Bike Batterien mitunter nur noch 2 Prozent und soll nach Möglichkeit weiter reduziert oder gänzlich ersetzt werden.
CO2-Ausstoß bei der Nutzung eines E-Bikes
Ist dein E-Bike bei dir eingezogen, liegt der größte Anteil der Emissionen, die es ausstoßen wird, also bereits hinter ihm. Durch den elektrischen Antrieb ist das Fahren selbst nämlich überaus nachhaltig. Etwas anders sieht es beim Ladevorgang aus. Damit der Elektromotor dich beim Treten unterstützen kann, muss der Akku ihn mit Strom versorgen. Nach einigen Fahrten heißt es deshalb Akku laden.
Wie weit du mit einer Batterieladung kommst, hängt von der Kapazität deines Akkus und von deiner Fahrweise ab. Besonders stromsparend bist du unterwegs, wenn du vorausschauend fährst und dabei den ECO-Modus nutzt. Mit einem 500-Wattstunden-Akku kannst du so bei guten Wetter- und Streckenbedingungen sogar bis zu 100 Kilometer zurücklegen. Danach braucht dein Akku einen Energieschub.
Beim Aufladen verbraucht ein solcher Akku etwa 0,5 Kilowattstunden Strom. Das entspricht im deutschen Strommix einem CO2-Ausstoß von circa 235 Gramm. Wenn du damit tatsächlich 100 Kilometer weit kommst, liegt deine CO2-Bilanz für diese Fahrt also bei 2,35 Gramm pro Kilometer. Schaffst du wiederum 50 Kilometer mit einer Akkuladung, liegt der Verbrauch bei etwa 4,7 Gramm pro Kilometer. Die Produktionsemissionen werden hierbei außen vor gelassen.
Das Gute: Wer zu 100 Prozent auf Ökostrom setzt, ist mit dem E-Bike besonders klimafreundlich unterwegs. In dem Fall kannst du nämlich nicht nur grün fahren, sondern auch grün laden.
E-Bikes – trotz Emissionen gut für die Umwelt
Obwohl E-Bikes also sowohl in der Herstellung als auch während des Ladevorgangs Emissionen verursachen, bedeuten sie für die Umwelt einen großen Fortschritt. Das belegt auch die Studie des IFEU.
Du kannst das E-Bike also guten Gewissens als nachhaltiges Verkehrsmittel bezeichnen. Ein paar einschlägige Gründe dafür haben wir dir hier zusammengetragen:
Die CO2-Bilanz ist, wie eben gezeigt, deutlich besser als die von Autos, Rollern und öffentlichen Verkehrsmitteln.
E-Bike Besitzer lassen das Auto öfter mal stehen und ersetzen es auf täglichen Fahrten, wie auf dem Weg zur Arbeit, durch das E-Bike. 45 % der Elektrorad-Kilometer wurden im Schnitt vorher mit dem Auto gefahren, bei Pendlern sind es mit 62 % sogar noch mehr.
Die zusätzlichen Freizeitfahrten, die ohne das E-Bike nicht anfallen würden, fallen kaum ins Gewicht, sie machen nur etwa 10 % aus.
Anders als ein PKW mit Diesel- oder Verbrennungsmotor stößt ein E-Bike keinen Feinstaub aus. Gerade in Ballungsräumen wirkt sich die Nutzung deshalb positiv auf die Luftqualität aus und schont die Umwelt.
Bei jedem Kilometer, den du mit dem Pedelec statt mit dem Auto fährst, sparst du circa 150 g CO2-Emissionen ein.
Schon nach rund 100 Kilometern mit dem Elektrorad sind die Emissionen, die bei der Herstellung des Akkus anfallen, ausgeglichen.
So bist du noch nachhaltiger unterwegs
Schließlich trägt aber auch dein Umgang mit dem E-Bike dazu bei, wie nachhaltig und umweltschonend du im wahrsten Sinne des Wortes fährst. Um selbst dem härtesten Kritiker Paroli zu bieten, kannst du mit Blick auf Fahrweise, Ladevorgang, Lebensdauer und Entsorgung besonders umweltbewusst und nachhaltig handeln.
Und so geht’s:
Nutze den ECO-Modus und fahre vorausschauend.
Vermeide Tiefentladung und Überladung deines Akkus.
Steige beim Laden nach Möglichkeit auf grünen Strom um.
Pflege dein E-Bike, indem du es regelmäßig reinigst und wartest.
Neigt sich der Lebenszyklus deines Akkus irgendwann dem Ende, kannst du ihn beim Hersteller zurückgeben, sodass die enthaltenen Rohstoffe recycelt werden.
Wenn du diese Tipps für mehr Nachhaltigkeit beherzigst, macht das Fahren gleich doppelt Spaß. Also warum nicht das Auto in Zukunft öfter mal stehenlassen und stattdessen mit dem E-Bike los düsen – für die Umwelt und für dich!
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