E-Bike-Reise durch Frankreich

Ein Erfahrungsbericht

Zwei Reifen und Packtaschen anstelle von Wanderstiefeln und Rucksack – die Französin Jeanne Fauquenot ist eigentlich passionierte Wanderin. In diesem Sommer hat sie ihre Trekkingausrüstung allerdings gegen ein E-Bike eingetauscht. Ihr Ziel: eine Tour von ihrem Heimatort Berry über Abschnitt des Loire-Radwegs bis nach Brest an die Atlantikküste. Wir haben sie auf ihrer E-Bike-Reise durch Frankreich begleitet.

Das Fahren mit den gepolsterten Radhosen, die ungewohnte Anschubhilfe durch den Elektromotor und das spielerisch einfache Vorwärtskommen – die ersten Kilometer im Sattel sind für Jeanne noch etwas ungewohnt. Doch schon hinter der Ortsgrenze von Berry verschmelzen die Französin und ihr mit Packtaschen beladenes E-Bike zu einer eingeschworenen Einheit. Mit der Sonne in den Speichen fliegen die beiden von Ort zu Ort, passieren Getreidefelder und Blumenwiesen und tauchen schnell ein in die Welt des Radreisens. Es ist der verheißungsvolle Auftakt einer Tour, die Jeanne und ihr ENTICE 5 ADVANCE+ rund 1.000 Kilometer weit führen wird. Vom kleinen, beschaulichen Örtchen Berry in Zentralfrankreich will die Bloggerin bis nach Brest an die Atlantikküste radeln – und das, obwohl sie bis dato gar keine große Erfahrung in Sachen E-Bike-Touring hat.

Dass sie einmal ihre Heimat auf zwei Rädern erkunden würde – noch ein Jahr zuvor hätte sich Jeanne das nicht vorstellen können. Denn eigentlich ist sie eine passionierte Wanderin. Angetrieben vom Fernweh hat sie in den letzten Jahren Tausende Kilometer in ihren Wanderstiefeln zurückgelegt, unter anderem den Jakobsweg erkundet und Frankreich der Länge nach durchquert. Auch für den Sommer 2022 hat sie eine große Tour geplant – an die Küste Spaniens. „Doch nach einer Woche habe ich gemerkt, dass es mir irgendwie keinen Spaß macht. Ich brauchte was Neues. So kam ich dann auf die Idee, eine Reise mit dem E-Bike zu unternehmen.“ Das Ziel: die Atlantikküste.

E-Bike-Reise durch Frankreich: Auf dem Indre-Radweg und dem Loire-Radweg

Die Strecke ihrer E-Bike-Tour führt sie zu Beginn auf den Indre-Radweg und später auf den Loire-Radweg – zwei Flussradwege, die besonders gut für Reisen mit dem E-Bike geeignet sind. Beschauliche Landstraßen, malerische Dörfer und zahlreiche Kulturstätten prägen von Anfang an die Route. Letztere sind für die studierte Kunsthistorikerin besonders interessant und sorgen regelmäßig dafür, dass sie längere Stopps einlegt. Besonders eindrucksvoll: die Abtei Fontevraud, französisch „Fontevraud-l’Abbaye“ genannt. Einst handelte es sich hierbei um einen der umfangreichsten Klosterkomplexe Frankreichs, später wurden die Gemäuer zum Gefängnis und heute sind sie Schauplatz der zeitgenössischen Kunstszene. Die Abtei ist zugleich das Ziel der zweiten Etappe ihrer Tour. 135 Kilometer legt sie an diesem Tag zurück – eine Zahl, die deutlich zeigt, wie gut sich Jeanne und ihr E-Bike von Beginn an verstehen und wie schnell sich die Französin an das Leben im Fahrradsattel gewöhnt.

Es ist diese Leichtigkeit, die ihr auch schnell ihre anfänglichen Bedenken nimmt. So ist sie sich zu Beginn unsicher, inwieweit das regelmäßige Laden der E-Bike-Batterie funktioniert. Auch das Suchen nach einem geeigneten Campingplatz stellt sie sich deshalb schwerer vor, als sie es vom Wandern gewöhnt ist. Es sind Bedenken, die sich schnell in Luft auflösen: „Ich habe schnell festgestellt, dass auf dem Rad alles deutlich einfacher ist. Beim Wandern muss man sich immer genau überlegen, was man als Nächstes macht. Denn man kann die Distanzen nicht schnell zurücklegen. Auf dem Rad ist das kein Problem“, erzählt sie. „Die Freiheit, die man beim Reisen mit dem E-Bike hat, ist fantastisch. Das Wandern kann manchmal eintönig sein. Aber im Sattel kann man die verschiedenen Landschaften noch besser genießen“, fügt sie an.

Mit dem E-Bike zum Musikfestival

Die Leichtigkeit des Lebens im Sattel – zu spüren bekommt sie das auch auf den nächsten Etappen. Hinter Nantes wird das Gelände hügeliger, in der Bretagne führen manche Strecken den ganzen Tag lang nur auf und ab. Dank des E-Antriebs ist aber auch das kein Problem. Über Josselin geht es so weiter nach Huelgoat, wo sie zwischen mittelalterlichen, von Fachwerkhäusern geprägten Gässchen und napoleonischen Fassaden das eindrucksvolle Schloss Château des Rohan erkundet.

Radreisen stehen immer auch ein Stück weit für Abenteuer und Spontanität. Das gilt auch für Jeannes Premierentour mit dem E-Bike. Als sie am achten Tag erfährt, dass im nahen Carhaix ein Musikfestival stattfindet, fährt sie kurzerhand dorthin und fragt, ob sie als ehrenamtliche Helferin freiwillig am Festival mitarbeiten dürfe. Die Veranstalter stimmen zu und plötzlich ist die E-Bikerin mittendrin im Les Vieilles Charrues, einem der bekanntesten Musikfestivals Frankreichs.

E-Bike-Reise durch Frankreich: Zielankunft an der Atlantikküste

Ein paar Konzerte und viele Stunden am Burgergrill später sitzt Jeanne wieder im Sattel. Über Carhaix und Faou geht es weiter nach Brest, das Ziel ihrer E-Bike-Tour quer durch Frankreich, auf den Spuren des Loire-Radwegs. Eine Tour auf fantastischen Routen, mit zahlreichen kulturellen Highlights am Wegesrand und dem ein oder anderen Abenteuer.

In Anbetracht dieser Erfahrungen auf ihrer E-Bike-Reise durch Frankreich kommt es nicht von ungefähr, dass Jeanne etwas wehmütig ist, als sie nach 13 Tagen und mehr als 1.000 Kilometern die Stadt an der Atlantikküste erreicht und dort in den Zug steigt, um die Heimreise anzutreten. „Ein Abenteuer, das viel zu schnell verging“, sagt sie. „Aber ein Abenteuer, das mir einmal mehr gezeigt hat, wie sehr ich es liebe, on the road zu sein.“

Mit dem E-Bike die Welt erkunden, anstatt die Wanderstiefel zu schüren – ob sie nach ihren Erlebnissen im Sommer nun vom E-Bike-Fieber gepackt ist, wollen wir von Jeanne zum Abschluss wissen. „Auf jeden Fall, schmunzelt sie. „Am liebsten wäre es mir aber, beides zu vereinen. Zu Fuß erlebt man Geschichten, die man auf dem Rad nicht erlebt und auf dem Rad kann man Reisen unternehmen, die zu Fuß nicht möglich sind“, erzählt sie und deutet an, dass sie bereits von ihrer nächsten großen Tour träumt. „Entlang der französischen Westküste wäre sicherlich ein Traum. Überhaupt würde ich sehr gerne noch viel mehr von Frankreich sehen. Zu entdecken gibt es hier mehr als genug.“

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